Abschiedsansprache des VabW-Vorsitzenden Hans Vorpeil

Alsdorf den 31.01.2019

Abschiedsansprache des VabW-Vorsitzenden

Hans Vorpeil

der heutige Tag bietet mir die Gelegenheit, mich an eine besondere Zeit und an viele spannende Momente mit dem VabW zu erinnern.

Der letzte Tag als Vorsitzender gibt mir die Möglichkeit, mich bei vielen Menschen zu bedanken, die das „Projekt VabW“ gefördert und positiv begleitet haben. Ich möchte aber auch die besondere Geschichte des VabW erwähnen.

Rund 40 Meter Luftlinie von hier hat alles begonnen. Im zweiten Obergeschoss des Turms der Alsdorfer Burg hatte Klaus Spille in einem Rundzimmer sein Büro als Geschäftsführer des Volkshochschul-Zweckverbands Alsdorf-Baesweiler.

Dort wurde von zehn Personen, die ihre persönliche Mitgliedschaft schriftlich erklärt hatten, am 20. Februar 1984, einem Montagabend, der Startschuss gegeben für die Geburt des VabW.

Der Verein sollte, vor dem Hintergrund des bald zu Ende gehenden Bergbaus, zu einer interkommunalen Weiterbildungsinstitution entwickelt werden. Er sollte junge Menschen mit bildungspolitischen Benachteiligungen fit machen für ihr künftiges Berufsleben. Der VabW sollte sie „Stark machen für neue Chancen“.

Die Vereinssatzung gab die Richtung vor. Der VabW sollte überparteiisch sein und seine Hauptaufgabe darin sehen, etwas gegen die steigende Jugendarbeitslosigkeit zu tun, und zwar durch mit den Kommunen abgestimmte Maßnahmen auf dem Gebiet der allgemeinen und betrieblichen Weiterbildung.

Dazu war jedoch die aktive und dauerhafte Unterstützung des Kreises Aachen und möglichst mehrerer kreisangehöriger Kommunen Voraussetzung. Als kommunale Mitglieder des Vereins sollten die Kommunen die Möglichkeit erhalten, den VabW steuern zu können, entsprechend ihrer Interessen und Notwendigkeiten vor Ort.

Das Konzept des Vereins folgte einer Anregung von NRW- Wirtschaftsminister Prof. Dr. Reimut Jochimsen aus der Wurmrevierkonferenz in Alsdorf, am 11. Januar 1984.

Es war ein sehr ambitioniertes Ziel! Direkt nach der Gründung wurde auf die Verwirklichung dieses interkommunalen Ziels hingearbeitet.

Dramatischer Hintergrund für dieses Konzept war, dass bereits im Jahr 1982 der Eschweiler Bergwerks-Verein die Hälfte seiner bergmännischen und technischen Ausbildungsplätze gestrichen hatte. Die folgenden Jahre verringerte der EBV noch vor der Stilllegung der Bergbaubetriebe kontinuierlich seine Ausbildungskapazität bis auf null.

Der EBV glaubte nicht mehr an eine Zukunft des Steinkohlebergbaus im Aachener Revier und bereitete bereits die Einstellung seiner bergbaulichen Tätigkeiten vor.

Das Bergbauunternehmen hatte seit langem über seinen Bedarf hinaus ausgebildet. Dadurch profitierte auch die regionale Wirtschaft von gut ausgebildeten Fachkräften. Die Einstellung der EBV-Ausbildung war ein Alarmsignal für die Kommunalpolitik, besonders im Nordkreis Aachen.

Durch diese beängstigende Situation war die Sorge groß, dass die Jugendarbeitslosigkeit steigen würde und viele Jugendliche nach dem Schulabschluss keinen Ausbildungsplatz finden.

Natürlich konnte das Projekt VabW kein gleichwertiger Ersatz sein für die allein 1.000 Ausbildungsplätze jährlich zu besten Zeiten des EBV. Aber der Verein wäre ein bildungspolitischer Baustein zu den allgemeinen politischen Bemühungen, rechtzeitig einen erfolgreichen Strukturwandel einzuleiten, wobei auch sozial benachteiligte Jugendliche eine neue Perspektive erhalten würden.

Endlich konnte am 30. Januar 1985 das Konzept eines interkommunal gesteuerten Vereins in der dazu einberufenen Vereinsversammlung verwirklicht werden, weil die Städte Alsdorf, Eschweiler, Herzogenrath und Würselen sowie der Kreis Aachen als kommunale Mitglieder in den VabW eingetreten waren.

Ab diesem Zeitpunkt startete das ehrgeizige und in der Region, ja sogar in ganz Nordrhein-Westfalen, damals einmalige Projekt eines interkommunal gesteuerten gemeinnützigen Weiterbildungsträgers. Ich wurde an diesem Tag zum Vorsitzenden gewählt.

Dass es 34 Jahre werden sollten, war nicht geplant.

Bei Arbeitsbeginn, unmittelbar nach der Gründung des Vereins, musste man sich mit wenigen Quadratmetern Fläche als Untermieter bei der VHS in der Mansarde der Alsdorfer Burg zufriedengeben. Anfangs auch nur mit zwei Mitarbeitern, Klaus Spille als ehrenamtlicher Geschäftsführer und Frau Rosemarie Elfrath als „Allzweckwaffe“ für alle notwendigen Vereinsdienste.

Schon sehr bald danach wurde der Umzug mit der Anmietung mehrerer Stockwerke im Heidtmann-Hochhaus an der Alsdorfer Waldstraße notwendig. Ab Sommer 1988 bezog der Verein seine neue Heimstätte im Gebäude der aufgegebenen Hauptschule Ofden.

Man brauchte mehr Platz, weil die Aufgaben ständig wuchsen. Nach 25 Jahren in Ofden wurde der letzte Umzug im Jahr 2013 in die ehemalige Grundschule Kellersberg, am Nordring 2, vollzogen.

Von Beginn an war es den Kommunen ein Anliegen, den VabW in ihren eigenen Räumlichkeiten zu platzieren. Das Prinzip gilt, dort wo es möglich ist, bis heute.

Sehr verehrte Damen und Herren,

objektiv ist festzustellen, dass das ursprüngliche, ehrgeizige Konzept bis heute voll aufgegangen ist. Der VabW wurde durchwachsende und vielfältigere öffentliche Aufgaben immer stärker und anspruchsvoller in die Pflicht genommen.

Keiner von uns damaligen Gründern hatte ernsthaft geglaubt, dass der Verein nach fast 35 Jahren noch so intensiv gebraucht würde. Das anfangs angedachte „Projekt VabW“ hat sich zum nachhaltigen Hilfsinstrument für kommunale Problemlösungen im Jugendbereich entwickelt.

Der Verein ist im Laufe der Zeit ein kompetenter, verlässlicher und starker Partner der „kommunalen Familie“ in der Städteregion Aachen geworden. Er betrachtet sich als etablierter Dienstleister für die Kommunen in der Städteregion und für die Institution Städteregion.

Unsere Mitgliedsstädte Alsdorf, Eschweiler und Würselen – leider ist Herzogenrath vor längerer Zeit ausgetreten – sprechen mittlerweile von der Unverzichtbarkeit des VabW. Sie setzen auf ihn, wenn es darum geht, die Kommunen bei der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit zu unterstützen und wenn es darum geht, jungen Menschen mit Problemen, welcher Art auch immer, Hilfe für den Einstieg ins Berufsleben zu geben.

Auch die öffentlichen Auftraggeber schätzen unseren Verein wegen seiner Qualität, seiner Flexibilität und seiner Zuverlässigkeit.

Ich lege Wert darauf zu betonen, dass der VabW bei seinen allgemeinen Bildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen nicht nur seine Mitgliedsstädte, sondern alle Kommunen in der Städteregion im Blick hat. Denn für die Bildungsregion gilt, jugendliche Bildungs- und Beschäftigungsprobleme sind überall, mehr oder weniger, die gleichen kommunalen Herausforderungen.

Natürlich wünschen wir uns als VabW, dass noch die eine oder andere Kommune in der Städteregion Vereinsmitglied wird. Zumal der VabW sich über mehrere Standorte in den Mitgliedskommunen und darüber hinaus in Stolberg und bis in die Eifel, in Monschau, mit externen weiteren Standorten niedergelassen hat.

Der Verein bekundet mit dieser Standortstrategie seine Solidarität mit der Städteregion. Der VabW fühlt sich bei der Verbesserung der bildungs- und berufsabhängigen Lebensverhältnisse Jugendlicher für die gesamte „städteregionale Familie“ gefordert und engagiert sich deshalb flächendeckend in der ganzen Städteregion.

Selbstverständliches Ziel ist dabei, den von Städteregionsrat Helmut Etschenberg im Jahr 2009 geforderten Ausbau der Bildungsregion durch eigene bildungspolitische Beiträge zu unterstützen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

hier in der Alsdorfer Burg, wo alles begonnen hat, schließt sich nun für mich der Kreis. Ich trete nach 34 Jahren und einem Tag – oder noch präziser gesagt, nach 12.420 Tagen – an der Spitze des VabW aus der ersten Reihe zurück.

Mit dankbaren Erinnerungen an ein in der Region außergewöhnliches Weiterbildungsprojekt, das sich nach meiner Wahrnehmung zum Erfolgsmodell entwickelt hat.

Meine Damen und Herren, liebe Gäste,

ich stamme in dritter Generation aus einer bescheidenen Alsdorfer Bergarbeiterfamilie und habe aufgrund meiner damit verbundenen persönlichen Geschichte immer den inneren Antrieb zur Verbesserung jugendlicher Lebensgrundlagen verspürt.

Ich glaube, meine persönliche Herkunft und die Erfolge des Vereins in dem Bemühen, jungen Menschen Teilhabe in unserer Gesellschaft zu sichern, haben mir die Kraft, Ausdauer und Geduld gegeben, den VabW so lange Zeit hauptverantwortlich und ehrenamtlich zu führen.

Unter der Steuerung der kommunalen Mitglieder und weiterer engagierter Vereinsmitglieder konnte sehr vielen beruflich und bildungspolitisch benachteiligten jungen Menschen geholfen werden. Bis heute sind das mehr als 45.000 Jugendliche und junge Erwachsene gewesen.

Die vielen Jahre mit dem VabW haben mich mitgeprägt und dazu geführt, manche jugendpolitische oder weitere soziale Herausforderung, auch während meines Mandats als Landtagsabgeordneter, manchmal mit anderen Augen zu sehen.

Die sozialorientierte Arbeit beim VabW hat mir z. B. den politischen Instinkt geschärft bei den Herausforderungen für eine sozialverträgliche Lösung bei der Stilllegung der letzten Bergbaubetriebe in Alsdorf, die ich als Abgeordneter beim Strukturwandel im Steinkohlerevier mit zu verantworten hatte.  

Eine weitere Erfahrung, die ich vorher noch nie so realistisch kennen gelernt hatte, habe ich durch den VabW machen dürfen. Viele Jugendliche fühlen sich durch ihre sozialen Begleitumstände benachteiligt oder gar ausgegrenzt. Sie sind frustriert und verhalten sich ablehnend gegenüber unserer Werteordnung.

Es ist absolut nicht zu verantworten, diese jungen Menschen vorschnell als hoffnungslose Fälle unserer Gesellschaft abzustempeln oder gar aufzugeben. Dem müssen wir entschieden widersprechen.

Ich habe erfahren, dass bei richtiger Ansprache, Führung und guten, fachlich begleiteten Betreuungs-, Bildungs- und weiteren Maßnahmen einer Einrichtung, wie der VabW sie praktiziert, sich bei vielen dieser Jugendlichen erstaunliches, positives Potenzial zeigt

In zahlreichen Fällen ist nach erfolgreichem Abschluss einer außerbetrieblichen Aus- oder Fortbildung oder einer passgenauen Qualifizierungsmaßnahme festzustellen, dass diese jugendliche Klientel nicht dümmer, fauler oder schlechter ist als diejenigen jungen Menschen, die das Glück hatten, einen normalen Bildungsweg in eine gute berufliche Zukunft gehen zu können.

Es gibt dafür bemerkenswerte Beispiele: Eine außerbetrieblich Auszubildende des VabW ist bei der Prüfung durch die Industrie- und Handelskammer als Landessiegerin in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden.

Ein anderer Teilnehmer einer zielgenauen Qualifizierung ist nach bestandenem Abschluss zum erfolgreichen Unternehmer herangereift und ist das bis heute. Solche erfolgreichen Beispiele kann der VabW mehrfach in seiner langen Ergebnisliste vorweisen.

Ein Qualifizierungsprinzip des VabW lautet: Kennt und analysiert man die sozialen Hintergründe jedes einzelnen, weiß man auch, wie man einfühlsam, passgenau und erfolgsorientiert agieren muss.

Es ist also kein Wunder, dass der Verein mit seiner eigenen Bildungs- und Beschäftigungsphilosophie im Durchschnitt rund 65 Prozent der ihm anvertrauten benachteiligten jungen Menschen in den zurückliegenden dreieinhalb Jahrzehnten erfolgreich in den ersten Arbeitsmarkt vermitteln konnte.

Das sind realistische Ergebnisse, die vor allem durch die Vorteile der kommunalen Steuerung mit zielgenauen und speziell für die Kommunen zugeschnittenen Maßnahmen erreicht werden konnten.

Aus vielen Gründen war die zurückliegende Zeit für mich eine spannende Epoche. Mit nie erhofften Erfolgen für die betroffenen jungen Menschen, aber auch mit einer bitteren Enttäuschung. 

Solch ein Negativerlebnis muss selbstverständlicher Bestandteil einer Rückschau sein. Das gehört zur Vereinsgeschichte und sollte schon deshalb erwähnt werden, um denjenigen nochmals zu danken, die entscheidend dabei geholfen haben, diese kritische Zeit zu überwinden.

Eine Existenz bedrohende Krise erwischte den Verein im Jahr 2001. Ausgelöst durch eine unglückliche Entwicklung im VabW und zudem noch erschwerend im Zusammenhang mit der Gewährleistungsverpflichtung für das durch den Verein gegründete private Euregio-Kolleg, war der Eigenanteil der Schulmittel durch den VabW nicht mehr zu leisten. Der Verein wurde zahlungsunfähig.

Der Verein glitt ab in eine „vorläufige Insolvenz“, die unter Federführung des kommunalen Mitglieds Kreis Aachen und den Mitgliedsstädten Alsdorf, Eschweiler, Herzogenrath und Würselen in einer gemeinsamen Anstrengung behoben werden konnte.

Mit den fünf kommunalen Mitgliedern wurde parteiübergreifend ein einvernehmlicher Darlehensvertrag geschlossen, der die einzelnen fünf Darlehensgeber juristisch als „gemeinsamen Darlehensgeber“ zusammenfasst und dem VabW bis heute Planungssicherheit gibt.

Als gemeinsamer Darlehensgeber verzichteten der Kreis Aachen und die vier Kommunen auf die Einzelrechte zu Kündigung, Tilgungsforderung oder Vertragsänderung. All dies kann nur einheitlich als gemeinsamer Darlehensgeber geschehen.

Ich bedanke mich heute nochmals sehr herzlich bei allen damaligen Verantwortlichen. Stellvertretend für alle kommunalen Akteure namentlich beim ehemaligen Landrat Carl Meulenbergh, dem „Kopf“ der interkommunalen Rettungsinitiative zum Jahreswechsel 2001/2002 mit so weitreichenden Zugeständnissen an den VabW.

Das haben die Verantwortlichen im Verein nie vergessen und sind dem Vertrauensvorschuss gerecht geworden. Es sind die richtigen Konsequenzen gezogen worden. Der Verein ist wirtschaftlich stabil und steht auf einem soliden, starken Fundament.

Seit dem Jahr 2014 beteiligen sich alle Kommunen des ehemaligen Kreis Aachen über die Umlage der Städteregion an der Planungssicherheit für den VabW. Ein vorheriger Antrag des VabW wurde von Städteregionsrat Etschenberg aufgegriffen und als sogenannter Solidaritätsbeschluss im Eivernehmen mit den Kommunen beschlossen.

Ich bedanke mich noch einmal bei den Kommunen des Alt-Kreises Aachen und ihren Bürgermeistern und bei Herrn Etschenberg für diese Solidaritätsinitiative, die sicher nicht so einfach war, angesichts der teils angespannten kommunalen Haushaltssituationen. 

Wie ist der VabW heute zu bewerten? Mit rund 2.000 jungen Menschen jährlich – und das stabil seit jetzt schon etlichen Jahren – und mit aktuell rund 120 sozialversicherungspflichtig beschäftigten qualifizierten Mitarbeitern leistet der Verein seinen bildungs- und beschäftigungspolitischen Beitrag in der Städteregion.

Damit hat sich der Verein zu einem „Glied in der Wertschöpfungskette der Städteregion“ entwickelt. Denn zur Erfüllung der notwendigen Maßnahmen werden jährlich durchschnittlich rund vier Millionen EURO öffentlicher Drittmittel durch den VabW akquiriert.

Weit über 90 Prozent des durch den VabW akquirierten öffentlichen Drittmittelkapitals entlastet direkt die kommunalen Sozialhaushalte der teilnehmenden Kommunen. Eine willkommene Entwicklung für die mit noch weiteren Sozialleistungen strapazierten Haushalte.

Durch die kommunale Steuerungsmöglichkeit erweist sich die Akquirierung öffentlicher Drittmittel als Vorteil für die kommunalen Mitglieder, weil sie die damit im eigenen Interesse angestrebten Ziele vorgeben können.

Die Kommunen können diese Drittmittel nicht selber akquirieren oder möchten das aus bestimmten Gründen auch nicht.

Ein weiterer Vorteil der kommunalen Steuerung ist die Möglichkeit der gestalterischen Einflussnahme durch die kommunalen Mitglieder auf die sich eventuell verändernden Bedürfnisse während der Durchführung einer Maßnahme.

Beides ist bei anderen freien Trägern mangels der kommunalen Steuerungsmöglichkeiten nicht machbar. Anhand der beiden Vorteile stellt die kommunale Steuerung beim VabW eine Besonderheit mit Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Weiterbildungslandschaft in der Städteregion dar.

Wie bei jedem anderen Weiterbildungsträger ist klar, dass der VabW als mittelständisches Unternehmen agiert und sich in Konkurrenz zu anderen Trägern am Markt durchsetzen muss. Mit Erfolg!

Eine solch positive Entwicklung fällt nicht vom Himmel. Sie konnte nur gelingen, weil viele regionale Akteure den VabW als wichtiges Instrument für Problemlösungen in der kommunalen Jugendpolitik eingeordnet und die Ziele des Vereins unterstützt haben.

Ich sage es an dieser Stelle noch einmal: Die Probleme, die Anlass gaben, sich für benachteiligte junge Menschen einzusetzen, sind für viele Verantwortungsträger in unserer Gesellschaft kein Gewinnerthema. Die sozial befrachteten Jugendlichen besitzen daher leider keine starke gesellschaftspolitische Lobby.

Daraus ergibt sich m. E. auch ein geringeres Interesse in der Öffentlichkeit für die Arbeit eines in dieser Branche tätigen Weiterbildungsträgers.

Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass der VabW unter einem angemessenen Bekanntheitsgrad in der Region leidet, wie wir aus jahrelanger Erfahrung wissen.

Und dies, obwohl der Verein seit dreieinhalb Jahrzehnten als städteregionales, mittelständisches Unternehmen mit vielen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen auch eine wirtschaftlich beachtliche Rolle spielt.

Ich denke dankbar und anerkennend an insgesamt acht Geschäftsführer während meiner 34jährigen Führungszeit zurück. Stellvertretend für alle möchte ich Klaus Spille nennen und ihm danken, der sowohl lange Zeit als Gründungsgeschäftsführer als auch ab dem Jahr 2010 noch einmal für fünf Jahre die Geschäfte des Vereins leitete.

Durch die interkommunale Mehrheit ist der VabW folgerichtig ein politischer Verein. Bei dieser Struktur möchte ich sehr gerne über ein Qualitätsmerkmal berichten, das mich immer wieder beeindruckt.

Alle Mitglieder haben stets großen Wert auf die Überparteilichkeit des VabW gelegt, obwohl die Gremien des Vereins mit politischen Vertretern aus den beiden größten und kommunal in Konkurrenz stehenden Parteien CDU und SPD das Gerüst des Vereins bilden.

Man könnte annehmen, dass diese Situation in den zurückliegenden Jahrzehnten schon öfter eine belastende politische Konstellation im Verein ausgelöst hätte. Aber Gott sei Dank war das nie der Fall.

Da der seit 34 Jahren gewählte Vorsitzende der SPD angehört, war es für alle Mitglieder selbstverständlich, seine Stellvertreter oder in einem Fall Stellvertreterin in dieser Zeit immer einvernehmlich aus den Reihen der kommunalen CDU-Mitglieder zu wählen, aktuell bis heute.

Es ist das deutlichste Zeichen für die Überparteilichkeit des Vereins. Es hat in all den Jahren nie eine Diskussion oder gar Kampfabstimmung bei den Gremienwahlen gegeben. Die nach Satzung zugeteilten kommunalen Vorschlagsrechte wurden immer parteiübergreifend bestätigt.

Die insgesamt fünf stellvertretenden Vorsitzenden in diesen 34 Jahren begleiteten und unterstützten mich engagiert und immer loyal bei der Führung des Vereins. Dafür bedanke ich mich bei allen und stellvertretend beim jetzigen stellv. Vorsitzenden, Herrn Wolfgang Königs, CDU-Abgeordneter des Städteregionstags.

Ich bin auch sehr stolz darauf, dass in den sieben Legislaturperioden seit 1985 nie versucht wurde, durch den einen oder anderen kommunalen Vertreter den VabW für eine externe öffentliche parteipolitische Profilierung zu missbrauchen. Ganz im Gegenteil. Man wusste, worauf sich der Fokus zu richten hatte.

Alle gaben „symbolisch“ ihr Parteibuch vor der Tür des VabW ab. Einen Schritt weiter durch die Tür, um im Bild zu bleiben, galt das Interesse nur noch den bildungspolitischen Herausforderungen. Das war und ist bis heute die gemeinsame Orientierung der unterschiedlichen Parteienvertreter in den Gremien des Vereins.

Wenn ich all das Erlebte nochmals für mich selbst hinterfrage, so bin ich doch sehr zufrieden mit der Zeit als Vorsitzender, trotz nicht immer einfacher Umstände und mit so manchem Stress, der aber nur in der Sache und nie persönlich einzuordnen war.

Und wenn ich mir dazu die Ergebnisse der Arbeit des VabW in den zurückliegenden Jahrzehnten in Erinnerung rufe, dann stelle ich aus tiefster Überzeugung fest: Jeder Tag in dieser langen Zeit hat sich gelohnt.

Ausdrücklich möchte ich den persönlichen Mitgliedern herzlich danken, die im Frühjahr 1984 den Mut aufbrachten und den Weitblick besaßen, ein kommunal gesteuertes Weiterbildungsmodell in gemeinnütziger Vereinsform auf den Weg zu bringen, das bis heute in der Region erfolgreich arbeitet. Immerhin war aufgrund der politischen Bekanntheitsgrade der einzelnen Gründer das Risiko hoch, sich bei einer Pleite kräftig zu blamieren.

Martin Luther King hat dazu treffend gesagt: Kein Problem wird gelöst, wenn wir nur träge darauf warten, dass andere sich darum kümmern.

Ich danke auch den korporativen Mitgliedern VR-Bank Würselen, Sparkasse Aachen, Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Städteregion und Volkshochschule Nordkreis Aachen für ihre langjährige Mitgliedschaft und Mitwirkung in den Gremien des Vereins.

Und vor allem und mit sehr großem Respekt, bedanke ich mich bei den hoch motivierten Mitarbeitern des VabW.

Deren Engagement und Flexibilität hat mit dazu beigetragen, dass der Verein großes fachliches Ansehen in der Region und dem Weiterbildungsnetzwerk genießt und aufgrund dieser positiven Wahrnehmung mit viel Vertrauen bei den öffentlichen Auftraggebern gebucht ist.

Deshalb will ich mich hier gerne bei allen öffentlichen Auftraggebern wie Jobcenter der Städteregion, Agentur für Arbeit, Land NRW, Bund oder Europäische Union für die bisher ausgezeichnete Unterstützung und Zusammenarbeit bedanken. In den vielen Jahren ist daraus eine gute Partnerschaft geworden.

Es ist mir ein besonderes Bedürfnis, den Kommunen – Mitglieder als auch Nichtmitglieder – für die jahrelange Bereitschaft zu danken, dem VabW für die verschiedensten Projekte immer wieder die benötigten Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Der Standortgemeinde Alsdorf mit ihrer Stadtentwicklung Alsdorf GmbH danke ich für die großzügige Unterstützung, die notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen für den Vereinsstammsitz bereit zu stellen.

Ein herzliches Dankeschön gilt den Damen und Herren der regionalen Presse. Immer habe ich positive und faire Berichte zur Arbeit des VabW gelesen. In schwierigen Zeiten hat man sich zwar kritisch, aber stets objektiv verhalten und nie an haltlosen Spekulationen beteiligt.

Gerne nutze ich heute die Gelegenheit, zwei aus meiner Sicht wichtige Anregungen vorzutragen, die ich vor allem im Interesse der kommunalen Familie in der Städteregion sehe.

Trotz allgemein erfreulich rückläufiger Arbeitslosenzahlen, verharrt die jugendpolitische Gesamtproblematik seit Jahren auf einem viel zu hohen und unakzeptablen Niveau.

Es ist immer noch eine gemeinsame Herausforderung für unsere Gesellschaft, dieses Übel noch intensiver zu bekämpfen. Dafür könnte der VabW auch stärker gefordert werden mit seinen speziellen Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Das bietet der VabW der städteregionalen Familie an.

Durch die Vorteile der kommunalen Steuerung des Vereins könnte ein strategisches, gemeinsames Konzept der Städteregion mit den Kommunen noch gezielter dazu beitragen, Jugend politischen Problemen entgegen zu treten. Es muss nicht mehr kosten, würde aber weitere öffentliche Drittmittel durch den VabW akquirieren, zur Entlastung der Kommunen.

Der VabW besitzt für eine noch stärkere Forderung an den Verein die Leistungsstärke, das Qualitätsmanagement, das Vertrauen bei den öffentlichen Auftraggebern, das Sach- und Fachpotenzial und die langjährigen Erfahrungen im Umgang mit den unterschiedlichen Problemfeldern und nicht zuletzt das qualifizierte Fachpersonal.

Eine weitere Anregung ist mit Blick auf die Zukunft des Rheinischen Reviers begründet. Die Kohlekommission empfiehlt, die Braunkohleförderung in Deutschland, eher als bisher geplant, bereits 2038 zu beenden.

Dabei wird das Rheinische Revier vor dem ostdeutschen Revier bereits im Jahr 2022 mit zusätzlichen Stilllegungen von Kraftwerkskapazitäten beginnen müssen. Das ist eine zeitlich viel frühere Herausforderung vor allem für die betroffenen Kommunen.

Der notwendige Braunkohlestrukturwandel wird Auswirkungen auf die Städteregion haben und demzufolge auch hier bei uns, viel früher als gedacht, Fahrt aufnehmen. Das gilt insbesondere für die Stadt Eschweiler mit der engsten Wirtschaftsbindung zur Braunkohle. 

Aus den Erfahrungen der Vergangenheit mit dem Strukturwandel im Aachener Steinkohlerevier wissen wir, dass es in diesem Prozess auch höchstwahrscheinlich wieder Verlierer geben wird, mit Sicherheit auch Jugendliche. Und wir wissen auch, dass jeder zusätzliche jugendliche Problemfall einer zu viel ist.

Darauf müssen auch Einrichtungen wie der VabW rechtzeitig vorbereitet sein. Sinnvoller Weise in einem Gesamtkonzept der städteregionalen Strukturpolitik zu diesem unabwendbaren Ereignis.

Es würde mich freuen, wenn bei Städteregion und Kommunen der parteiübergreifende Wille besteht, städteregionale Weiterbildungs- Qualifizierungs- und Beschäftigungseinrichtungen wie den VabW, mit ihren vielfältigen und speziellen Möglichkeiten in das Braunkohlestrukturkonzept einzubinden

Unabhängige Fachleute bestätigen uns immer wieder, dass der VabW in der Region auch zukünftig als starker kommunaler Partner gebraucht wird.

Auch Städteregionsrat Dr. Grüttemeier hatte noch als Bürgermeister von Stolberg vor geraumer Zeit öffentlich auf die Wichtigkeit des VabW für die Stadt Stolberg hingewiesen.

Sehr verehrte Damen und Herren,

ich hatte angekündigt, dass ich wegen meines fortgeschrittenen Alters die Verantwortung an der Spitze des Vereins abgeben will. Das tue ich ohne Wehmut und in großer Dankbarkeit für eine hoch interessante Epoche in meinem Leben.

Ich bin sehr beruhigt und froh darüber, dass Bürgermeister Alfred Sonders die Nachfolge als „Kopf“ des VabW ab Morgen antritt. Der allein wahlberechtigte Vorstand des VabW hat eine sehr gute Personalentscheidung getroffen.

Sie macht mit der künftigen Vereinsführung durch einen Bürgermeister deutlich, dass die kommunalen Mitglieder auch zukünftig den Verein nicht nur engagiert steuern möchten, sondern ihn als verlässlichen Partner für Lösungen eines hoch sensiblen politischen Problemfelds benötigen.

Lieber Alfred,

mit Geschäftsführer Frank Numan und der Leiterin für Finanzen und Personal, Susan Frank, wirst Du dich immer auf ein professionelles Führungsteam verlassen können. Dazu gehört eine kleine, aber effiziente und kostengünstige Verwaltungscrew.

Ich bedanke mich bei Geschäftsführer Frank Numan und weiteren Mitarbeitern des VabW, die gemeinsam den Ablauf und den abschließenden Empfang dieser Veranstaltung sehr gut organisiert haben. 

Herzlichen Dank auch an die Arbeiterwohlfahrt Alsdorf-Burg, die diese Räumlichkeiten mit dem historischen Ambiente einer alten Wasserburg zur Verfügung stellt

Liebe Gäste,

ich danke Ihnen für die Geduld während meiner etwas ausführlicheren Ansprache. Bleiben Sie bitte dem VabW wohlwollend verbunden. Die uns anvertrauten Jugendlichen haben es verdient, dass wir sie „Stark machen für neue Chancen!“

Unserem VabW wünsche ich eine erfolgreiche Zukunft und unserem neuen Vorsitzenden Alfred Sonders stets eine gute Hand, sowie verlässliche Freunde und Unterstützer an seiner Seite.

Ihnen allen sage ich

ein herzliches „GLÜCKAUF!“

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