Förderzentrum Eschweiler - Hilfen unter einem Dach für Arbeitslose

Hilfen unter einem Dach für Arbeitslose

Jobcenter betreibt zwei Förderzentren in Eschweiler: Das „Haus der Chancen“ und das „Entwicklungs-Center“ öffneten im April.

VON PATRICK NOWICKI

Eschweiler Nachrichten

Jahrelang übernahm Michael B. mit seinem Schwager Putzarbeiten am Bau. Bis die Schulter ihren Dienst verweigerte. Sieben Jahre lang sei er von Arzt zu Arzt geschickt worden – an Arbeiten war wegen der starken Schmerzen nicht zu denken. Inzwischen ist er 56 Jahre alt, lebt vom sogenannten „Hartz IV“ und sucht im „Haus der Chancen“ sein Glück. An der Peter-Paul-Straße hilft das Jobcenter in Kooperation mit dem VABW (Verein für allgemeine und berufliche Weiterbildung) seit April bis zu 140 Langzeitarbeitslosen aus Eschweiler und Stolberg, eine berufliche Perspektive zu finden. Michael B. hat für sich die Arbeit mit Farben entdeckt. „Nur zu Hause abzuhängen, bringt ja nichts“, sagt er.

Das Jobcenter der Städteregion hat die Förderung und Qualifizierung von Menschen ohne Job neu gestaltet. Dazu zählt neben dem „Haus der Chancen“, das sich mit niederschwelligen Angeboten an die Menschen richtet, auch das „Entwicklungs-Center“ (EwC) an der Südstraße, wo vor allem die Qualifizierung für den Arbeitsmarkt im Vordergrund steht. Auf dem Gelände des ehemaligen Getränkemarktes, das von low-tec übernommen wurde, sitzen mehrere Projektpartner mit im Boot: der TÜV Nord und der Vereine Wabe des Diakonischen Netzwerks. Auch dort startete man im April dieses Jahres.

Die beiden Einrichtungen unterscheiden sich zwar deutlich in den Angeboten, arbeiten jedoch eng zusammen. Im „Haus der Chancen“ können Menschen neun Monate lang erproben, wie der Weg in einen Job aussehen kann. Jeweils 20 Plätze befinden sich in den Bereichen Farbe und Raumgestaltung, Holz und Gartenlandschaftsbau, 60 Menschen können Erfahrungen im Bereich Hotel, Gaststätten und Hauswirtschaft sammeln. 21 Mitarbeiter des VABW, davon neun Sozialpädagogen kümmern sich dort um die Menschen. „Die Gründe für die Arbeits- und Perspektivlosigkeit sind vielfältig“, berichtet Projektleiterin Dorothy Bellartz. Deswegen gebe es auch keinen einheitlichen Hilfeplan, unterstreicht der Geschäftsführer der Jobcenter in der Städteregion, Stefan Graaf. Eine Ursache kann wie im Fall von Michael B. eine Erkrankung sein, auch Depressionen, Drogenabhängigkeit, familiäre Belastungen und mehr führen dazu, dass Menschen keine Möglichkeit sehen, einem Beruf auszuüben. Die Arbeiten sind deswegen so angelegt, dass sie auch im Alltag zu Hause helfen können.

„Nur zu Hause abzuhängen, bringt ja nichts.“
Michael B., der nach einer Krankheit langzeitarbeitslos ist

Mussten die betroffenen Menschen früher verschiedene Projekte an verschiedenen Orten durchlaufen, befindet sich nun alles unter einem Dach. Neben den täglichen Arbeiten in den unterschiedlichen Berufsfeldern zählt auch Bewerbungstraining zu den Angeboten. Ansprechpartner des Jobcenters sind regelmäßig vor Ort. Auch wenn im „Haus der Chancen“ die persönliche Förderung und nicht Erfolgsquoten im Vordergrund stehen, lässt sich der Erfolg schon jetzt an Zahlen messen: Seit April konnte man acht Menschen auf dem Arbeitsmarkt integrieren.

Die Zahlen des „Entwicklungs-Centers“ sind deutlich höher. 34 Arbeitsintegrationen wurden seit April bei insgesamt 205 Teilnehmern erreicht. Dort richten sich die Module an Menschen, die bereits einen Weg für sich entdeckt haben und eine Fortbildung anstreben. Die Berufszweige richten sich nach den Bedarfen auf dem Arbeitsmarkt: „Im Bereich des Jobcenters der Städteregion bestehen 9000 offene Stellen“, sagt Projektleiterin Britta Köhler. Die Menschen werden an der Südstraße entsprechend qualifiziert und können für den Gartenlandschaftsbau den Motorsägeschein, den Pflegediensthelferschein, den Hygieneschein für das Hotel- und Gastgewerbe, den Gabelstaplerschein für Lagerlogistik und Handel und die Sachkundeprüfung für den Bereich „Schutz und Sicherheit“ erwerben. Bestehen sprachliche Defizite, kann man einen Deutschkurs belegen.

In wenigen Wochen will man einen „Pop-up-Shop“ an der Josefstraße in Eschweiler eröffnen. Das Projekt sieht vor, für kurze Zeit ein Geschäft zu eröffnen, in dem Waren angeboten werden, die von sozialen Einrichtungen stammen oder von Arbeitslosen gefertigt wurden. Die Teilnehmer sind an der Planung und am Aufbau ebenso beteiligt wie am täglichen Betrieb. „Dies bringt wertvolle Erfahrungen“, sagt Projektleiter Daniel Günther.

Das Jobcenter der Städteregion betreibt fünf Förderzentren mit unterschiedlichen Projektpartnern. Zwei davon befinden sich in Aachen, eines in Alsdorf für den Nordkreis und für mindestens zwei Jahre das „Haus der Chancen“ und das „Entwicklungs-Center“ . Im Etat des Jobcenters werden für die „Aktivierung und berufliche Eingliederung“, zu der auch die Förderzentren gehören, 8,057 Millionen Euro angegeben.

 

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